Lange Zeit wurde Oracle von vielen als das "Tech-Urgestein" belächelt, das den Anschluss an die Cloud-Giganten wie Amazon, Microsoft und Google verpasst hat. Noch dazu gehörte Larry Ellison schon immer zu den größten Cloud-Kritikern. Doch die jüngsten Entwicklungen zeichnen ein völlig anderes Bild. Oracle erlebt gerade einen zweiten Frühling und positioniert sich als zentraler Spieler im milliardenschweren KI-Infrastruktur-Rennen. Nach einem gigantischen Deal mit OpenAI verhandelt nun auch Meta über einen 20-Milliarden-Dollar-Vertrag für Cloud-Kapazitäten. Parallel dazu sichert sich das Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Zukunft von TikTok in den USA. Oracle darf sogar den "Algorithmus" neu trainieren.
Warum ist das wichtig?
Die Nachfrage nach Rechenleistung für das Training und den Einsatz von KI-Modellen explodiert. Unternehmen wie Meta und OpenAI investieren massiv, um sich den Zugang zu dieser kritischen Ressource zu sichern. Oracle hat es geschafft, sich hier als eine ernstzunehmende Alternative zu den etablierten Playern zu etablieren.
Das Ganze hat auch politische Brisanz: Oracle-Gründer und mittlerweile CTO sowie Chairman Larry Ellison gilt als einflussreicher Unterstützer der Republikaner und auch Freund von Trump. Die Einigung im TikTok-Streit sieht vor, dass die Daten von über 135 Millionen US-Nutzern (weiterhin) in der Oracle-Cloud gespeichert werden und der Algorithmus unter amerikanischer Kontrolle steht – eine Kontrolle, bei der Oracle eine zentrale Rolle spielt. Wenn nun ein einziges, regierungsnahes Unternehmen sowohl eine riesige KI-Infrastruktur für Konzerne wie Meta und OpenAI bereitstellt als auch die Kontrolle über die Daten und den Algorithmus einer der reichweitenstärksten Social-Media-Plattformen erhält, entsteht eine heikle Machtkonzentration. Die Grenzen zwischen Technologie, Daten und politischem Einfluss verschwimmen zusehends.