Sharing Economy – Fluch oder Segen?
Sharing Economy ist generell nichts Neues. Es gibt bereits einige erfolgreiche Beispiele, die beweisen, dass dies ein Konzept ist, welches nicht nur ein kurzfristiger Trend ist, sondern auch zukünftig vermehrt auftreten wird, ein Umdenken einfordert und ggf. viel größere Dimensionen annehmen wird. Die Digitalisierung und die digitalen Tools, die in einem enormen Ausmaß bereits unser Leben bestimmen, verändert auch die Wirtschaft grundlegend (hierzu passend: Unterschätzen wir das Ausmaß der Digitalisierung?). Die stetig fortschreitende Digitalisierung und immer stärkere Vernetzung von Menschen ermöglicht einen wachsenden Trend zur Sharing Economy. Egal ob es hierbei um das Wissen, Gegenstände oder den Menschen selbst geht.
Was besagt Sharing Economy?
In den vergangenen Jahren entstanden auf Basis der Sharing Economy immer weitere Geschäftsmodelle wie z.B. Uber, Airbnb, etc. Hierbei ist eine komplett neue Wirtschaftsform entstanden. Sharing Economy besagt also eine geteilte Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen. Hinter Sharing Economy steckt der Grundsatz, dass Waren lieber geteilt werden als Sie zu besitzen.
Die Deutschen haben ja bekanntlich ein Faible dafür Dinge zu besitzen. Amerikaner würden nie auf die Idee kommen, sich Unmengen von Autos anzuschaffen und diese via DriveNow zu vermieten. Ein Amerikaner denkt sich vielmehr: „Es gibt doch bereits so viele Autos, warum vermittelt man diese nicht einfach.“ Nach diesem Konzept entstand Uber. Uber vermittelt Fahrgäste an private Fahrer. Mittlerweile vermieten Sie zusätzlich sogar E-Roller und E-Fahrräder oder liefern via Uber Eats das Essen aus. Auch wenn das Unternehmen zuletzt an der Börse nicht optimal performte, steigen die Nutzerzahlen stetig.
Dass internationale Geschäftsmodelle in Deutschland und Europa oftmals nicht etabliert werden, hat natürlich auch mit den vielen Regularien in Deutschland und Europa zu tun, die innovative Konzepte im Keim ersticken und Deutschland letztendlich hinten anstehen lassen. Internationale Konzepte und Modelle, die in anderen Ländern bereits etabliert sind, treffen hierzulande auf Grenzen. Aber das ist ein anderes Thema.
Viele Unternehmen machen sich diese Regularien auch zu Nutze und nehmen z.B. den deutschen Markt ein, bevor es ein Uber schafft sich dort zu platzieren. Mit Diensten wie Car2Go und DriveNow wird sich auf die kulturelle und wirtschaftliche Veränderung eingestellt. Hinsichtlich der Wachstumsraten spricht der Erfolg dieser Dienste zumindest für sich. So wurde 2018 ein Wachstumsplus von 36% verzeichnet (Quelle: Tagesschau).
Auch Airbnb verfolgt den Ansatz der Sharing Economy. Wohnungen oder Zimmer, die gerade nicht in Verwendung sind, werden einfach an z.B. Touristen vermietet. Gegenüber der Nutzung solcher Sharing-Dienste sind Deutschen jedenfalls nicht abgeneigt. Laut einer Umfrage von PwC hat in Deutschland jeder zweite Bürger bereits ein Sharing-Angebot genutzt. Heute wird Airbnb bereits auf einen Wert von 46 Milliarden Dollar geschätzt. Für das Jahr 2020 strebt das Unternehmen den Gang in die Börse an (Quelle: Manager Magazin).
Zukunftsvision
Auch zukünftig wird dieses Konzept vermutlich weiterhin Anwendung finden: „Schon bald wird es eine Art Airbnb für Computer geben“, so sieht es Amy Webb, eine der bekanntesten Zukunftsforscherinnen Amerikas, kommen. Zukünftig werden somit also nicht mehr nur noch Wohnungen geteilt, sondern auch Handys, Tablets und Computer. All diese voneinander unabhängigen Geräte werden dann vereint und arbeiten wie ein einziger “Super-Rechner”. Die Vision ist, dass in Zukunft immer aufwändigere und kompliziertere Berechnungen angestellt werden können, ohne die Computer aufrüsten zu müssen. Um dies zu verwirklichen, werden einfach freie Kapazitäten auf Geräten von z.B. Privatleuten genutzt. Privatleute können so Prozessorleistung, die gerade nicht benötigt wird, einfach vermieten und quasi im Schlaf Geld verdienen. Laut Amy Webb „handelt es sich um eine gigantische Rechenpower, die derzeit schlummert“. Dieses Zukunftsszenario beinhaltet viel Potenzial.
Kontroversen und Kritik
Wer jetzt jedoch denkt, dass die Sharing Economy die Solidarität steigert, weil Kosten geteilt werden können, denkt falsch. Der Kapitalismus wird dadurch nicht abgeschafft. Vielmehr kommt es zu zu einem kollaborativen Konsum. Es geht bei der Sharing Economy im Wesentlichen nicht um das Teilen. Es geht den Menschen vielmehr darum, z.B. ihre Wohnungen, Autos, etc. kapitalisieren zu können.
Die Erfinderin des Begriffs „kollaborativer Konsum“ – Rachel Botsman – sagte, dass “die neue Ökonomie des Teilens dazu diene, nicht genutzte Kapazitäten von Wohnungen, Autos, Rechenleistung, noch besser verwerten zu können und effizienter genutzt werden kann. Hier werde kapitalisiert, was dem Wirtschaftskreislauf bisher entzogen war.”
Außerdem verschieben sich natürlich Machtverhältnisse. Schon heute ist erkennbar, dass Menschen und Unternehmen abhängig von großen Plattformen sind und sich dort den Kundenzugang teuer einkaufen müssen. Diese Abhängigkeit gilt es nicht zu unterschätzen (hierzu passend: Abhängigkeiten in der digitalen Welt am Beispiel von PayPal). Unternehmen, die heute bereits am Markt sind und ein solches Geschäftsmodell betreiben, sind oftmals sehr flexibel hinsichtlich neuer Innovationen und zusätzliche Services und Geschäftsmodelle. Ihr höchstes Ziel ist es dabei, den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und ggf. erweitern Sie ihr Angebot dabei, um diesen zu entsprechen. Man spricht bei diesen Unternehmen auch von einer Disruption, weil sie einen Bruch darstellen und bisherige Regeln, Modelle und Gegebenheiten auf den Kopf stellen. Damit steckt in Ihnen viel Potenzial, gestandene Konzerne den Kundenzugang zu entnehmen oder ganze Branchen grundlegend zu verändern. Es ist also nicht abwegig, dass Airbnb zum großen Player in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft werden kann.
Vorteile
Die Sharing Economy steigert die Effizienz, Ressourcen werden gespart und es kann dadurch nachhaltig gehandelt werden.
In Bezug auf geteilte Prozessorleistung würde es eine Vereinfachung und eine Schnelligkeit ermöglichen, um eine große Menge an Rechenpower zu erhalten. Ein solches Plattform-Modell kann ggf. auch für Ihr Unternehmen eine Möglichkeit sein, sich einem neuen Geschäftsmodell anzunehmen und zusätzlichen Umsatz und Kundenzugang zu generieren.
Fazit
Auch wenn es vielleicht umstritten ist, ob Sharing Economy nun vermeintlich gut oder schlecht ist. So ist es in jedem Fall eine Form der Nachhaltigkeit. Warum sollen unbenutzte Ressourcen nicht sinnvoll ausgeschöpft werden?
Die Wirtschaft wird sich jedenfalls auch weiterhin grundlegend ändern und Unternehmen müssen darauf eingestellt sein. Als Unternehmen würden wir Ihnen jedoch auch immer dazu raten, sich nicht zu abhängig von großen Plattformen zu machen. Es ist notwendig, sich Gedanken zu konkreten digitalen Geschäftsmodellen zu machen, um unabhängiger agieren zu können und zusätzlichen Umsatz generieren zu können (hierzu passend: Innovation statt Stillstand: Digitalisierung braucht kreative Lösungen!). Der eigene Kundenzugang ist das A und O und heute wichtiger denn je.
- Vom 10. Oktober 2019