VUCA und Digitalisierung – Herausforderungen und Chancen für Unternehmen
Im Zeitalter der Digitalisierung sollte nicht nur das eigene Geschäftsmodell auf der Agenda des Management-Meetings stehen. Ebenso gilt es die Dynamik, die durch neue Technologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz oder automatisierte Kundenkommunikation entsteht, zu verfolgen. Denn diese Neuerungen wirken sich früher oder später auf das eigene Geschäftsmodell oder die eigenen Prozesse aus.
Der Begriff VUCA kommt aus der Zeit nach dem kalten Krieg und ist durch das amerikanische Militär als Beschreibung für die neue Situation entstanden – Terror (Selbstmordanschläge), Straßenkampf, asymmetrische Kriegsführung.
Das Akronym steht für die folgenden vier Begriffe. Diese beschreiben nun auch die vermeintlichen Merkmale der modernen Welt:
Volatility (Volatilität, Flüchtigkeit)
Unsere Welt ist mittlerweile geprägt von unvorhersehbaren Veränderungen und verändert sich immer schneller.
Uncertainity (Ungewissheit, Unsicherheit)
Die Berechenbarkeit und Vorhersehbarkeit von Ereignissen auf Basis von vergangenen Daten und Erfahrungen nimmt stark ab. Prognosen und Planungen werden immer weniger klar und sehr vage.
Complexity (Komplexität, Vielschichtigkeit)
Herausforderungen und deren Auswirkungen werden stetig schwieriger zu durchdringen. Verschiedene Ebenen vermischen sich und so werden Zusammenhänge zunehmend unübersichtlicher. Die richtige Entscheidung zu treffen, wird so kaum möglich.
Ambiguity (Ambiguität, Mehrdeutigkeit)
Neue Anforderungen an Organisationen und Führungskräfte sind heute enorm widersprüchlich. Entscheidungen fordern sowohl Mut als auch eine Fehlerakzeptanz.
Was bedeutet das konkret und welche Auswirkungen hat dies für Unternehmen?
Volatilität
Durch immer neue Möglichkeiten einzukaufen, nimmt die Kundenbindung ab. Gleichzeitig kommen immer neue Marktteilnehmer aus unterschiedlichen Richtungen, sodass heute nicht klar ist, wer morgen der neue Wettbewerber ist. Händler bauen Rechenzentren oder schaffen eine Online-Videothek. So nimmt der Innovationsdruck auf alle Branchen stetig zu und führt dazu, dass Unternehmen sich schnellstmöglich diversifizieren müssen.
Ungewissheit
Da weder Kunden noch Wettbewerber klar identifiziert und lokalisiert werden können, lässt sich die Marktentwicklung nicht deuten. Das Management muss Kernfragen beantworten, wie beispielsweise „Wie und mit wem kann ich auch in Zukunft noch Geld verdienen?“. Hinzu kommt, dass durch die unklare Marktentwicklung die eigene Personalplanung schwierig wird. Organisationen müssen auch hier sowohl flexibel als auch attraktiv sein.
Komplexität
Die Globalisierung und die Möglichkeiten, durch das Internet Waren zu verkaufen und digitale Services anzubieten, führen zu einer starken Verflechtung von Wirtschaftskreisläufen. Dies führt dazu, dass mein Lieferant von heute mein Konkurrent von morgen sein könnte. Zusätzlich fehlt es seitens der Politik an einem verlässlichen Rahmen. Unternehmen müssen daher in unterschiedlichste Richtungen schauen und sich auf jegliche Szenarien schnell einstellen können. Agilität und Anpassungsfähigkeit ist hier die Kernkompetenz, die auch bei Mitarbeitern ganz oben stehen sollte.
Mehrdeutigkeit
Das „Trial and Error“-Prinzip ist vor allem für das große Ganze wichtig. Klare Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge sind zunehmend schwerer zu erkennen, da sich die Parameter in der Gleichung ständig vermehren.
Es gilt, neue Wege und individuelle Lösungen zu nutzen. Best Practices und Erfahrungen hingegen werden zunehmend unwichtiger.
Wie sollte man handeln?
In dem Begriff VUCA steckt gleichzeitig die Handlungsempfehlung für einen erfolgreichen Weg.
Volatilität wird im besten Fall mit Vision (engl. vision) begegnet.
Es gilt eine konkrete Vorstellung von der Zukunft zu schaffen, die als Orientierung dienen kann. Mithilfe von neuen strategischen Partnerschaften oder der Erstellung von neuen Ressourcen, lässt sich die Vision stützen. Ohne eine Vision ist es schwierig, die Mitarbeiter mit auf den Weg zu nehmen.
Gegen Ungewissheit hilft Verstehen (engl. understanding).
Kausalitäten und Zusammenhänge müssen verstanden und berücksichtigt werden. Eine gewisse Offenheit gegenüber Veränderungen sollte vorhanden sein, damit man neue Erkenntnisse, Technologien o. ä. für sich nutzen kann und sich nicht verschließt. Gleichzeitig gilt es Kompetenzen aufzubauen, um in die Lage zu kommen, Veränderungen aktiv nachvollziehen zu können.
Durch Klarheit (engl. clarity) wird die Komplexität bekämpft.
Ohne konkreten Fokus auf das, was zählt, wird es immer schwieriger zu bestehen. Entscheidungen müssen klar kommuniziert und transparent gemacht werden. So schafft man Vertrauen in der Belegschaft. Es gilt Dinge zu hinterfragen, damit die Energie in die richtigen Ideen und Prozesse fließt.
Mehrdeutigkeit entgegnet man mit Agilität (engl. agility).
Unternehmen mit ausgeprägten hierarchischen Strukturen und Führungsmethoden sollten hinterfragt werden. Gleichzeitig sollte Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung gegeben werden. Tools und Systeme sowie agile Arbeitsmethoden sollten eingeführt werden, damit man sich schnellstmöglich anpassen kann. Durch eine tolerante Fehlerkultur schafft man Raum für innovative Projekte aus der eigenen Reihe.
Fazit
Je schneller sich die Welt verändert, umso seltener kann auf den eigenen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden. Was gestern gut funktioniert hat, kann heute schon wieder weniger erfolgreich sein. Durch neue Technologien und deren Adaption wird eine noch höhere Geschwindigkeit erreicht, die letztendlich den Kreislauf zwangsläufig beschleunigt. Die aufgezeigten Tendenzen zu VUCA lassen sich nicht mehr mit bisher gültigen Strategien kontrollieren. Lineares Denken wird in einer volatilen, veränderungsreichen Welt zu einem Problem.
Nichtsdestotrotz bleibt Wissen weiterhin Macht, d. h. es gilt, sich bestmöglich mit neuen Themen zu beschäftigen, diesen offen gegenüber zu treten und eigenes Know-how zu entwickeln. Nur so lässt sich Innovation schnell adaptieren. Unternehmen müssen die Mitarbeiter einbinden und seitens der Führung muss eine Unternehmenskultur vorangetrieben werden, in der „Trial and Error“ sowie Offenheit als wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Zukunft gelegt werden.
- Vom 3. März 2020