Corporate Influencer – Chance für ein neues Branding
An Influencern kommt man heutzutage kaum noch vorbei. Egal ob auf YouTube, Instagram oder auch Twitter. In den sozialen Medien begegnen sie uns täglich und beeinflussen vor allem das Kaufverhalten ihrer Follower. Influencer haben sich als Kommunikationskanal eingegliedert. Neuerdings findet sich dieses „System“ immer mehr im Unternehmenskontext. Diese Personen nennt man: Corporate Influencer. Unternehmen vertrauen immer häufiger den eigenen MitarbeiterInnen als „Gesicht der Firma“. Ganz neu ist diese Rolle natürlich nicht, lässt sie sich doch mit dem bekannten Begriff des Markenbotschafters vergleichen. Der Unterschied zum „Influencer Marketing“ besteht darin, dass nicht mehr bereits erfolgreiche Personen (meist ab 100k Follower) zu Werbezwecken engagiert werden. Stattdessen wird in den eigenen Reihen nach geeigneten, engagierten Mitarbeitern gesucht, die das Unternehmen in den sozialen Medien vertreten können.
Im Jahr 2016 teilte LinkedIn mit, dass in einem durchschnittlichen Unternehmen nur 3 Prozent der Mitarbeiter Content teilen, der auf Unternehmen bezogen ist. Aber durch diese 3 Prozent steigt der Anteil an Likes, Shares und Comments eines Beitrags um 30 Prozent.
Vorteile / Mehrwert für Unternehmen
Corporate Influencer können es schaffen, dass Image und den Charakter eines Unternehmens sowie das Branding der Marke positiv zu beeinflussen. Die Firmen profitieren von der Persönlichkeit des Mitarbeiters. So werden sie glaubwürdige Multiplikatoren. Wird es richtig angegangen, kann es zu großem Wachstum und höheren Einnahmen führen. Fans und Kunden sind zum Handeln motiviert. Auch zukünftigen Mitarbeitern kann man so einen attraktiven Blick auf das Unternehmen bieten. So erscheint das Unternehmen ansprechend und die Menschen verlassen sich auf Menschen. Zudem können Corporate Influencer auch Vorbilder für ihre Kollegen sein. Laut McKinsey kann die Nutzung von sozialen Plattformen während der Arbeit die Produktivität um 20-25% steigern, z. B. durch verbesserte Kommunikation, Wissenstransfer oder eine bessere interne und externe Zusammenarbeit.
Voraussetzungen
Natürlich gehört Mut dazu. Dem Corporate Influencer muss großes Vertrauen entgegengebracht werden. Ihm sollte im besten Fall nicht vorgeschrieben werden, was er wann zu posten hat. Auch Freizeitposts sind ein Erfolgsfaktor dieses Konzepts. Diese Freiheiten zu gewähren, ist für viele Geschäftsführungen etwas Neues und damit sehr ungewohnt.
Unverzichtbar ist für ein erfolgreiches Corporate Influencer-Programm allem voran die Unterstützung der Geschäftsführung. Wenn Chefs zudem selbst als „Botschafter“ online aktiv sind, ist die eigentlich größte Hürde bereits gemeistert. Dies ist in Amerika bereits Gang und Gebe. Man denke nur an Elon Musk oder Mark Zuckerberg. Sie sind quasi mit ihrer Marke verheiratet und denkt man an Tesla oder Facebook, so denkt man unweigerlich an ihre Gesichter. Hier hat Deutschland noch eine Menge aufzuholen.
Jeder Mitarbeiter kann theoretisch zu einem Corporate Influencer für sein Unternehmen werden. Wichtig ist, dass er Spaß an seiner Arbeit hat und auch bereit ist, für das Unternehmen mit allem, was dazu gehört, zu werben. Corporate Influencer müssen davon überzeugt sein und noch viel wichtiger überzeugen können, dass es gut ist, für ihr Unternehmen zu arbeiten. Denn der Schlüssel ist es, diese Überzeugung an potentielle Bewerber weiterzugeben.
Es muss bei der Auswahl der Angestellten für ein solches Projekt unbedingt darauf geachtet werden, dass MitarbeiterInnen ausgewählt werden, denen das Social Networking sehr gut liegt und im besten Fall natürlich auch Spaß macht. Denn die sozialen Medien sind hier logischerweise das wichtigste Werkzeug. MitarbeiterInnen sollen motiviert und bestenfalls auch geschult werden. Durch die intrinsische Motivation bleiben die Mitarbeiter nachhaltig dabei und unterstützen „ihr Unternehmen“ mit Freude.
In unserem 25R Digital-Podcast bestätigt uns B2B-Influencerin Céline Florres Willers genau das. Ihrer Meinung nach ist der beste Weg, nicht der, dass die Geschäftsleitung einfach jemanden herauspickt und mit einer so wichtigen Aufgabe betraut. Viel erfolgsversprechender ist ein internes Bewerbungsverfahren. Hier ist sichergestellt, dass alle Bewerber ein wirkliches Interesse an der speziellen Tätigkeit haben.
Bekanntes Beispiel
Magdalena Rogl gehört momentan zu den bekanntesten Corporate Influencern. Sie ist bei Microsoft in der Führungsposition für den Bereich Social Media und Internal Communications und hat mittlerweile, Stand Juli 2019, mehr als 14.300 Follower auf Twitter. Was sie als Corporate Influencerin auszeichnet, ist beispielsweise ihr personalisierter Twitter-Account, auf dem sie nicht nur Unternehmensinfos, sondern auch hin und wieder Selfies oder Lieblingsfotos von bunten Schuhen oder leckerem Essen postet. Durch diese sparsam verwendeten persönlichen Posts wirkt sie nahbar, ohne dabei zu sehr vom eigentlichen Thema abzulenken. Außerdem beschreibt sie sich selbst als „Head of Digital Channels“ und als „Mama von ziemlich vielen Kindern“, das macht ihr Gesamtbild einfach sympathische und authentisch.
Was geschieht mit dem Konto am Ende der Anstellung?
Natürlich stellt sich die Frage: Was passiert mit einem erfolgreich geführten Account, wenn der Corporate Influencer das Unternehmen verlässt? Hier ist zu beachten, mit welcher Art Mailadresse das Konto eröffnet wurde. Wurde eine private Adresse genutzt, gehört auch der Account der Privatperson. Ist die Accounterstellung allerdings mit einer Firmenadresse durchgeführt worden, verbleibt der Account im Besitz des Unternehmens. Diesen dann von einem anderen Mitarbeiter weiter führen zu lassen, lässt jedoch schnell an der so wichtigen Authentizität zweifeln. Ähnlich verhält es sich, wenn es sich um einen zahlungspflichtigen Account handelt und die Kosten die Firma trägt.
Im Podcast nennen wir hierfür ein schönes Beispiel: Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Daimler AG Dieter Zetsche hat bei LinkedIn mehr als 250K Follower. Der offizielle Daimler-Account selbst, um die 700K. Bedeutet, die Privatperson Zetsche hat ca. ein Drittel der Follower, wie sein Ex-Arbeitgeber selbst. Dadurch könnte er nun leicht als Speaker durchstarten, da er eine riesige Crowd erreicht. Hier stellt sich die Frage, ob solche Sachlagen eventuell durch Abschlagszahlungen geregelt sind. Fakt ist, es gibt auf der rechtlichen Seite noch nicht genug klare Regeln. Dies wird sich in Zukunft aber sicher ändern, da es immer häufiger solche Fälle zu klären geben wird.
Auch für KMU eine Möglichkeit?
Sicher, KMU verfügen zumeist über weniger Ressourcen als Großkonzerne. Sei es das verfügbare Budget, die benötigte Zeit oder die geringere Anzahl an MitarbeiterInnen. Das ist natürlich eine Hürde bei der Etablierung eines Corporate Influencer Einsatzes. Dennoch kann es sich auch für kleinere Unternehmen sehr lohnen, eigene MitarbeiterInnen als glaubhafte Fürsprecher einzusetzen, da es nicht ausschließlich auf die Größe der Ressourcen ankommt.
Geht es zum Beispiel um Recruiting und Kundenakquise, muss man mit größeren Konkurrenten mithalten können. Hier eigene MitarbeiterInnen einzusetzen verspricht in der internen und externen Kommunikation viel Potenzial. Denn wer könnte einen authentischeren Einblick in den Alltag des Unternehmens bieten, als ein Angestellter selbst? Corporate Influencer geben dem Unternehmen ein Gesicht und entwickeln Nähe zu potenziellen Kunden und auch zu zukünftigen Mitarbeitern.
Fazit
Corporate Influencer bieten eine neue Form von Influencer Marketing und Branding des Unternehmens. Die Anforderungen bei Bewerbern wandeln sich und auf diese Weise kann man diesen auf modernem Weg entgegenkommen. Corporate Influencer ergänzen die typischen Personalmarketingmaßnahmen. Sie agieren im Netz als vertrauenswürdige Vermittler des Unternehmens, die ihre Versprechen befolgen. So sind die in der Lage, ihr Unternehmen authentisch und professionell wirken zu lassen, was heutzutage einen großen Einfluss auf Kunden und Mitarbeiter hat.
- Vom 12. November 2020