„Bei uns geht das nicht!“
Der Spruch ist nicht neu und wird oft genutzt, wenn es um Veränderungen geht. Besonders in der Digitalisierung hört man oft „Das geht nicht!“ oder „Das geht in unserem Unternehmen oder in unserer Branche nicht!“.
Und dann kommen die Amazon’s, Apple’s und Google’s (nur als Beispiel für viele weitere) dieser Welt, die es dann trotzdem machen. Zurück bleiben verwunderte Geschäftsführer, Vorstände und Mitarbeiter der „Das geht nicht“-Fraktion und fragen sich, warum das doch geht und warum dann auch noch von einem Unternehmen, welches mit ihrer eigenen Branche bisher vermeintlich nichts zu tun hatte. Der erste Gedanke, der besagte Personen dann einholt, ist nicht „Kann ich das dann auch?“ sondern „Wie gehe ich dagegen vor?“ und diese Einstellung wird immer mehr zum Problem von etablierten Unternehmen. Auf den ersten Blick vielleicht skurrile Ideen werden lieber abgeblockt, statt sich zu fragen, wie mache ich das möglich. Man verweilt lieber in seiner eigenen Komfortzone und geht den Weg des geringsten Widerstands. Und selbst, wenn die „Das geht nicht bei uns“-Haltung verblasst, kümmert man sich lieber um den Wettbewerb und die Frage „Was kann ich dagegen tun?“.
Besonders in Konzernen ist natürlich der Weg des geringsten Widerstands der bevorzugte Weg. Viel zu lang sind Entscheidungswege, zu viele Köpfe sind in Entscheidungsprozesse involviert und meinen, eine fundierte Meinung zu haben. Aber entweder fehlt die erforderliche Expertise oder, und das ist viel häufiger, man besteht auf seine persönliche Komfortzone. Diese Komfortzone besteht u.a. aus einem „sicheren“ Job mit nicht zu viel Arbeit und einen immer aufgeräumten Schreibtisch zum Feierabend. Sie erfüllt das Geltungsbedürfnis und verschafft das Gefühl gebraucht zu werden sowie, dass die eigene Expertise zwingend erforderlich ist. Das ist in vielen Fällen wohl auch der Fall, aber ich muss ich wirklich überall mitsprechen? Der Weg um z.B. eine selbst aufgestellt Richtlinie / Policy zu kippen, wodurch neue Wege möglich werden würden, ist viel zu steinig und wird deshalb gemieden. Diese Komfortzone und diese Haltung lähmen komplette Konzerne und das nicht nur in der Digitalisierung.
Die Personen in Unternehmen müssen Entscheidungen treffen. Das bedeutet aber nicht, dass die Entscheidungen für die Ewigkeit sind. Viel mehr zeigt es einen Sachverhalt und einen Weg, der zum jetzigen Zeitpunkt der richtige sein mag. Ob das dann tatsächlich der Fall ist, sollte kontinuierlich überprüft werden. Ggf. müssen bisherige Entscheidungen überdacht werden, auch wenn damit an den Grundpfeilern gerüttelt wird.
Was für interne Entscheidungen gilt, gilt auch für externe „Hürden“. Auch diese vermeintlichen Hürden sollte man nicht hinnehmen, sondern sich damit beschäftigen, wie der Weg um diese Hürde aussehen kann und welche Alternativen bestehen.
- Vom 6. Februar 2019